Perfektion oder Emotion? Nicht immer bekommt man beides unter einen Hut, weiß Tetsuo Hara. Viele Jahre arbeitete der japanische Produzent für Labels wie RCA Victor oder die 1969 gegründete Firma Alfa Recordings (heute eine Tochtergesellschaft von Sony Music Publishing Japan) und erlebte unzählige Male die Herausforderung, klangliche und musikalische Perfektion mit Gefühl und Spielfreude in Einklang zu bringen. Und nicht immer entsprach das Ergebnis seinen Ansprüchen.
Haras Antwort: 1992 gründete er seine eigene Company Venus Records. Seitdem steht die nahe Tokio ansässige Firma für Produktionen, die dem Jazz die Lebendigkeit und Emotionalität der frühen 60er Jahre zurückgeben. Die wichtigsten Parameter hierfür: Haras eigener, auf 24-bit-Mastering basierender „Hyper Magnum Sound“ sowie eine wohltuend altmodische Arbeitsweise. Stets bringt Venus Records für seine Produktionen alle Musiker, so wie vor Jahrzehnten üblich, zur gleichen Zeit gemeinsam ins Studio und fertigt direkt vor Ort den Stereomix für die spätere Veröffentlichung. Das endgültige Feintuning erfolgt dann im eigenen Studio in Japan.
In allen Mix- und Masteringprozessen auf absolute Audiophilität ausgerichtet, steht das Ergebnis für ein Klangbild, das maximale Präsenz mit größtmöglicher Natürlichkeit der Einzelinstrumente kombiniert und so direkt und emotional aus den Lautsprechern perlt, als wäre der Hörer in einem exquisiten Tonstudio bei einer Liveaufnahme zu Gast. Dabei arbeitet Hara nur mit Künstlerinnen und Künstlern, deren Musik ihm selbst gefällt – insbesondere mit Jazz-Trios mit Piano, Klarinette oder Saxophon sowie herausragenden Vokalistinnen aus Italien, den USA und Japan. Um in allen Herstellungsschritten die nötige Sorgfalt zu garantieren, veröffentlichen Tetsuo Hara und sein Team übrigens nicht mehr als rund ein Dutzend Neuproduktionen pro Jahr. Unterteilt ist das Portfolio in vier verschiedene Bereiche: Die „Master Piece Collection“ bringt Erlesenes aus in Trio- oder Quartettformationen von Stars wie Enrico Rava, Archie Shepp oder Steve Kuhn sowie exquisite Singer-Songwriter- und Klassikproduktionen; für Analog-Hörer locken auf 180-Gramm-Vinyl gepressste LPs, und wer digitale High-Resolution-Discs bevorzugt, wird in einem breitgefächerten Sortiment an SACDs fündig.
Komplettiert wird der Katalog durch Übernahmen von zuvor bei anderer Firmen erschienenen Klassikern – beispielsweise einer Neuauflage von Art Peppers „Among Friends“, einer ursprünglich 1978 beim japanischen Interplay-Label erschienenen Sammlung von Jazz-Standards, die Venus um einen Bonustrack („Blue Bossa Take 2“) ergänzte. Allen Formaten gemeinsam: eine minimalistisch-elegante Gestaltung von Covern und Booklets. Formvollendete Ästhetik trifft hier auf fernöstlichen Purismus – sämtliche diskografische Angaben sind auf Japanisch, zusätzliche auf Englisch gibt es lediglich die recording credits sowie die Titel der einzelnen Tracks. Und selbstverständlich wird jede LP mit einem „Obi“ ausgeliefert: Schließlich ist diese um die linke Coverkante gewickelte, mit japanischen Schriftzeichen bedruckte Zierbanderole für Fans nicht nur eine nette Zugabe, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil einer authentischen Nippon-Pressung.